Lebenswerk und Schreibstil des Heinrich von Morungen
Die Herkunft dieses doch sehr bedeutenden Dichters, Heinrich
von Morungen, ist nicht genau geklärt. Man nimmt an, dass sein offizieller Name
Hendricus de Morungen lautete. Denn so war er urkundlich in der Stadt Thüringen
im heutigen Deutschland eingetragen. Der Nachname Morungen lässt sich wie
üblich bei Mittelalterlichen "Nachnamen" von seiner Herkunft
ableiten. Es wird angenommen, dass Heinrich von niederem Rittertum stammte und
auf der Burg Morungen, in Sachsen Anhalt, lebte. Sein Lebenswerk besteht insgesamt aus 35 Liedern in 115 Strophen. Davon sind jedoch leider nur die Texte und aber keine Melodien erhalten geblieben. Aus ihnen lässt sich nur sehr wenig über sein eigentliches Leben
schliessen. In seiner zweiten Lebenshälfte trat er mit grosser
Wahrscheinlichkeit in das Thomaskloster in Leipzig ein. Dort lebe er bis zu
seinem Tod im Jahre 1222. In mehreren Berichten über das Leben des Dichters ist
die Rede von einer Indienreise, die Heinrich angeblich während seiner
Lebenszeit im Kloster unternommen haben soll. Jedoch ist auch dies nicht
bewiesen.
Seine Gedichte und sein Stil
Heinrich von Morungen war ein sehr sensibler, und für das
heutige Verständnis auch ein sehr leidenschaftlicher Dichter. Er war um Grade
ungestümer und auch intimer als jeder andere Dichter seiner Zeit. Die meisten
seiner Gedichte sind daher auch niedere Minne. Er war einer der ersten Minnesänger,
dessen Gedichte so authentisch und persönlich waren, dass man meinen konnte, er
erzähle von seinen eigenen Erfahrungen. Jedoch versuchte man vergeblich nach
seinem Autobiografischen. Auch das Bildhafte in Morungens Lyrik macht seinen
Stil aus. Er vergleicht seine Dame im Lied gerne mit der Schönheit von
Gestirnen wie Sonne, Mond und Sterne, oder auch mit dem ihren Glanz. Er war
aber auch von dessen Persönlichkeit und Charakter sehr persönlich angetan, das
heisst, man kann seine Verbundenheit zu der Dame sehen. Erstmals auch bezieht
sich ein Dichter direkt auch auf die äusserliche und besonders die körperliche
Schönheit der Dame, welche er dann auch im Detail beschreibt.
Auch ein grosses Thema seiner Dichtung war die Wirkung der
Minne. Er beschrieb sie oft, als zwar schönste Sache der Welt, aber auch als
sehr krankmachend, zermürbend und zerstörend. Demnach sind auch sehr traurige
Gedichte vorhanden, in denen vom Leid der auch teils nicht erwiderten Minne
geklagt wird. Hierfür habe ich ein sehr gutes Beispiel gefunden:
1.
Si hât mich verwunt recht aldurch mîn sêle in den vil toetlîchen grunt, dô ich ir tet kunt, daz ich tobte unde quêle umb ir vil güetlîchen munt. Den bat ich zeiner stunt, daz er mich ze dienste ir bevêle und daz er mir stêle von ir ein senftez küssen, sô waer ich iemer gesunt? 2. Wie wirde ich gehaz ir vil rôsevarwen munde des ich noch niender vergaz! doch sô müet mich daz, daz si mir zeiner stunde sô mit gewalt vor gesaz. Des bin ich worden laz, alsô daz ich vil schiere wol gesunde in der helle grunde verbrunne, ê ich ir iemer diende, in wisse umbe waz. |
1.
Sie hat mich verwundet im tiefsten Grund meiner Seele und meinen Lebensnerv getroffen, als ich ihr offenbarte, dass ich raste und mich quälte wegen ihres so vollkommenen Mundes. Den bat ich einstmals, er möge mich in ihren Dienst befehlen und mir von ihr einen leisen Kuss stehlen. Dann wäre ich für immer gesund. 2. Wie kommt es, dass ich ihren rosenfarbenen Mund zu hassen beginne, den ich noch nie vergessen habe. Gleichwohl quält es mich, dass sie einmal vor mir saß und ihr Eindruck mich so überwältigte. Ich bin es müde geworden, so dass ich lieber sofort bei lebendigem Leibe in der tiefsten Hölle verbrennen würde, als fernerhin zu dienen, ohne zu wissen, wofür. |
Dies war eine kurze Biografie über Heinrich von Morungen.
Hoffentlich bis bald
Rahel ;)
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