Sonntag, 25. Januar 2015

Heinrich von Morungen und sein Lebenswerk

Lebenswerk und Schreibstil des Heinrich von Morungen



Die Herkunft dieses doch sehr bedeutenden Dichters, Heinrich von Morungen, ist nicht genau geklärt. Man nimmt an, dass sein offizieller Name Hendricus de Morungen lautete. Denn so war er urkundlich in der Stadt Thüringen im heutigen Deutschland eingetragen. Der Nachname Morungen lässt sich wie üblich bei Mittelalterlichen "Nachnamen" von seiner Herkunft ableiten. Es wird angenommen, dass Heinrich von niederem Rittertum stammte und auf der Burg Morungen, in Sachsen Anhalt, lebte. Sein Lebenswerk besteht insgesamt aus 35 Liedern in 115 Strophen. Davon sind jedoch leider nur die Texte und aber keine Melodien erhalten geblieben. Aus ihnen lässt sich nur sehr wenig über sein eigentliches Leben schliessen. In seiner zweiten Lebenshälfte trat er mit grosser Wahrscheinlichkeit in das Thomaskloster in Leipzig ein. Dort lebe er bis zu seinem Tod im Jahre 1222. In mehreren Berichten über das Leben des Dichters ist die Rede von einer Indienreise, die Heinrich angeblich während seiner Lebenszeit im Kloster unternommen haben soll. Jedoch ist auch dies nicht bewiesen. 
  

Seine Gedichte und sein Stil

Heinrich von Morungen war ein sehr sensibler, und für das heutige Verständnis auch ein sehr leidenschaftlicher Dichter. Er war um Grade ungestümer und auch intimer als jeder andere Dichter seiner Zeit. Die meisten seiner Gedichte sind daher auch niedere Minne. Er war einer der ersten Minnesänger, dessen Gedichte so authentisch und persönlich waren, dass man meinen konnte, er erzähle von seinen eigenen Erfahrungen. Jedoch versuchte man vergeblich nach seinem Autobiografischen. Auch das Bildhafte in Morungens Lyrik macht seinen Stil aus. Er vergleicht seine Dame im Lied gerne mit der Schönheit von Gestirnen wie Sonne, Mond und Sterne, oder auch mit dem ihren Glanz. Er war aber auch von dessen Persönlichkeit und Charakter sehr persönlich angetan, das heisst, man kann seine Verbundenheit zu der Dame sehen. Erstmals auch bezieht sich ein Dichter direkt auch auf die äusserliche und besonders die körperliche Schönheit der Dame, welche er dann auch im Detail beschreibt.

Auch ein grosses Thema seiner Dichtung war die Wirkung der Minne. Er beschrieb sie oft, als zwar schönste Sache der Welt, aber auch als sehr krankmachend, zermürbend und zerstörend. Demnach sind auch sehr traurige Gedichte vorhanden, in denen vom Leid der auch teils nicht erwiderten Minne geklagt wird. Hierfür habe ich ein sehr gutes Beispiel gefunden:

1.
Si hât mich verwunt
recht aldurch mîn sêle
in den vil toetlîchen grunt,
dô ich ir tet kunt,
daz ich tobte unde quêle
umb ir vil güetlîchen munt.
Den bat ich zeiner stunt,
daz er mich ze dienste ir bevêle
und daz er mir stêle
von ir ein senftez küssen,
sô waer ich iemer gesunt?

2.
Wie wirde ich gehaz
ir vil rôsevarwen munde
des ich noch niender vergaz!
doch sô müet mich daz,
daz si mir zeiner stunde
sô mit gewalt vor gesaz.
Des bin ich worden laz,
alsô daz ich vil schiere wol gesunde
in der helle grunde
verbrunne, ê ich ir iemer diende,
in wisse umbe waz.
 
1.
Sie hat mich verwundet
im tiefsten Grund meiner Seele
und meinen Lebensnerv getroffen,
als ich ihr offenbarte,
dass ich raste und mich quälte
wegen ihres so vollkommenen Mundes.
Den bat ich einstmals,
er möge mich in ihren Dienst befehlen
und mir von ihr einen
leisen Kuss stehlen.
Dann wäre ich für immer gesund.

2.
Wie kommt es,
dass ich ihren rosenfarbenen Mund
zu hassen beginne, den ich noch
nie vergessen habe. Gleichwohl quält
es mich, dass sie einmal vor mir saß
und ihr Eindruck mich so überwältigte.
Ich bin es müde geworden, so dass
ich lieber sofort bei lebendigem
Leibe in der tiefsten Hölle
verbrennen würde, als fernerhin
zu dienen, ohne zu wissen, wofür.


Dies war eine kurze Biografie über Heinrich von Morungen. Hoffentlich bis bald

Rahel ;)



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